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Nun kommt der Livebericht aus der Bahia Cambareces

Es war mal wieder ein recht anstrengender Ritt. Losgefahren aus der Bahia Español bin ich um 10:00 Uhr, angekommen hier in der Bahia Cambareces Exterior um 8:00 Uhr des nächsten Tages.Wie gerne wäre ich mal rechts ran gefahren und hätte ein Päuschen gemacht, aber das ging leider nicht.
Auf dem offenen Meer kann man ja einfach mal die Windfahnensteurung arbeiten lassen und sich eine Weile in die Koje hauen, aber gestern ging das natürlich nicht. Hier ist doch recht viel Schiffsverkehr, und da muss man ständig wachsam sein. Die meiste Zeit bin ich sowieso motort, und da muss ich immer selbst Ruder gehen (an der Pinne hocken).

Als ich aus der Bahia Español losfuhr, hatte ich hohe Wellen von der Seite. Das war die Restdünung des letzten kräftigen Windes. Chenoa rollte wie verrückt (Schaukeln von einer Seite auf die Andere).
Das Rollen ist von der Bewegung ungefähr genauso unangenehm wie das Stampfen (Bug bewegt sich stark auf- und abwärts). Ich hatte beides auf dieser kurzen Passage zur Genüge.

Gestern habe ich nach Studium des Wetterberichtes geglaubt, ich hätte in der Nacht einen guten raumen Wind (von der Seite) aber das war nicht.
Einmal kam Wind auf, ich frohlockte innerlich schon und setzte Segel. Da wurde der Wind wieder so stark (40 Knoten) und ich musste mal wieder unter erschwerten Bedingungen die Fock bergen und das Groß reffen. Ich rollte dann die Genua ca. 3 bis 4 m2 aus, das musste reichen als Sturmfockersatz. Reichte auch aber nicht lange, dann ließ der Wind nach, sodass ich die Genua vollständig ausrollen konnte und dann ging er schlafen (der Wind).

Von da ab hieß es motoren. Im schönen Gezeitenwechsel mal gegen die Flut und die Flutwellen, was ein übles Gestampfe bedeutet und mir ungefähr 1 bis 2 Knoten Fahrt bescherte und mal mit dem Ebbstrom, was mal eine angenehme Geschwindigkeit von ca. 5 bis 6 Knoten ergab. Bei dem gegen die Welle anfahren kommt es auch häufig vor, dass sich das Schiff regelrecht auf 0 Knoten Geschwindigkeit feststampft.

Dann kam der seitliche Wind aber doch noch nachts. Und wie! In Form von Fallwinden von den nahen Bergen. Das waren Böen die haben das Schiff mal ganz schnell um 90° verdreht. Und das ohne Segel. Wenn ich jetzt noch Segel gesetzt hätte, hätte ich mit Sicherheit auf der Backe gelegen.

Und dann hatte ich noch ein ganz eigenartiges Erlebnis: Ich fuhr meinen vorher eingegebenen Track ab und kam auch sehr dicht an einem Flachwasserbereich mit Hindernis vorbei. Das war in meiner elektronischen Seekarte eingezeichnet und ich hatte natürlich ein Auge darauf.  Kurz bevor ich an dem Hindernis war, bemerkte ich ein Schiff, das ganz dicht neben mir fuhr. Ich bekam schon einen Schreck, es sah richtig gespenstisch aus. Es fuhr ca. 30 Meter von mir entfernt zwischen mir und dem Hindernis, als wollte es sich beschützend zwischen das Hindernis und mich legen. Ich sah ja nur seine Beleuchtung. Es war ein relativ kurzes Schiff. Könnte die Prefectura gewesen sein. Über Funk haben sie mich allerdings nicht angesprochen auch keinen Scheinwerfer auf mich gerichtet. Könnte mir vorstellen, dass sie sich trotzdem den komischen Alten mit einem Nachtsichtgerät angeguckt haben. Die werden sich gedacht haben: Was sitzt der Alte da bei Regen, Kälte und Wind im Cockpit anstatt mit seiner Ollen auf dem Sofa zu sitzen? Hab ich mich dann auch schon gefragt :-).

Aber nun bin ich in einer sehr schönen Bucht angekommen. Bin natürlich mal wieder alleine hier und es ist friedliche Natur pur. Heute werde ich noch bleiben, morgen werde ich mal in die Nachbarbucht, in die Bahia Harberton fahren. Die hat mir Roxanna, die TO (Trans-Ocean Verein) Stützpunktleiterin aus Ushuaia, empfohlen. Ist schon super in so einem Verein zu sein, wo einem so gut geholfen wird. Ich habe nun schon in einigen Ländern, anfangs auf den Kapverden (Mindelo) und zum Schluss in Uruguay (Piriapolis) sehr kompetente, hilfsbereite und freundliche Menschen vom TO kennen gelernt.

Vielleicht schreibe ich morgen noch mal von der Estancia Harberton oder übermorgen aus Ushuaia meinen Schlussbericht.

Bis denn, machts jut, euer Stephan

Position am 3.12.2016 um 16:00 Uhr 54° 52′ Süd und 067° 16 ‚ West

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