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Nach Ushuaia, Tag 9

Gestern ist ja endlich mal was Neues passiert. Es war gegen 19:00 Uhr. Ich hatte die Segel  mal wieder geborgen, dümpelte so vor mich hin und las mein Buch. Draußen hatte  es sich stark bewölkt, mein Barometer stand auf 1003 Millibar, Regen. Aber der Druck ging im Laufe des Tages moderat herunter. Keine Gefahr. Ein Sturm wäre auch in den Grib Files (Wetterbericht) zu sehen gewesen.

Als ich das nächste mal aus dem Fenster guckte, konnte ich nur noch ca. 50 Meter weit sehen. Ich saß mitten in einem fetten Nebel.
Ich hab dann gleich mein schlaues Multimeter hervorgeholt, Temperaturfühler eingesteckt und Temperaturen gemessen. Wassertemperatur 13°C und Lufttemperatur genauso 13°C . Als ich vor ein paar Tagen die Wassertemperatur gemessen hatte, war sie noch 8°C , obwohl ich weiter nördlich war. Jetzt bin ich näher an der Antarktis und die Wassertemperatur  ist 5°C wärmer geworden. Da muss wohl eine warme Meeresströmung  unter mir durchlaufen, dachte ich mir.
Die ganzen letzten Tage war es meist sonnig und ich hatte sehr gute Sicht. Trotz dieser guten Sicht habe ich kein einziges Schiff gesehen. Nun dachte ich ja nicht, dass mir dann gleich eines im Nebel begegnen würde, schaltete  aber vorsichtshalber mein Radar ein. Auf dem größten einzustellenden Bereich von 16 Seemeilen war alles sauber. Da wollte ich dann hin und wieder draufgucken.
Kaum, dass ich das Radargerät eingeschaltet hatte, meldete sich der Wind zurück. So als wollte er mir sagen: „Auf gehts! Kleiner Nervenkitzel!“  Na dann dann wollte ich mal kitzeln lassen. :
Ich zog das Groß hoch und noch bevor ich die Fock setzten konnte, verstummte der Windgenerator wieder.
Die Sonne versuchte sich durch den Nebel zu brennen und es war erst einmal ein ganz gespenstisches Licht. Dann kam die Sicht wieder zurück, ich barg das schlagende Großsegel wieder und schaltete das Radargerät wieder aus…
Der ganze Spuk hat nicht mal ne Stunde gedauert. Hat aber für eine kleine Abwechslung in der Bordroutine gesorgt. :
Eine Stunde nach meiner ersten Messung war die Wassertemperatur dann wieder nur noch 10°C.
Mittlerweile ist der Wind wieder zurückgekommen, aber natürlich auf die Nase… Mein Kurs ist ungefähr 40° neben der Wunschlinie, aber was solls… es geht mit 2 bis 3 Knoten voran.
Jetzt scheint auch wieder die Sonne. Leider hat sie heute Vormittag noch nicht geschienen, als ich sie so dringend für die Solarzelle gebraucht habe. Ich musste schon den Kühlschrank abschalten, um nicht in Unterspannung zu kommen.
Gerade komme ich aus dem Cockpit, wo ich eine Weile gesessen habe. Ich habe den Wind und die Wellen gefühlt, auf das glitzernde, wunderschöne Meer mit seinen weichen Wellen gesehen und mich pudelwohl gefühlt. Es ist schon phantastisch hier draußen.
Euch wünsche ich auch so schöne Momente, wo ihr zufrieden und glücklich mit euch und eurem Leben sein könnt.
Euer Stephan
Position am 25.11.2016 um 16:00 Uhr 51° 25′ Süd und 064° 10 ‚ West

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