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Nach Ushaia, Tag 13 – Bahia Thetis

Noch liegt der Anker nicht da, wo er liegen sollte, aber ich bin schon mal provisorisch fest.
Die Anfahrt auf Bahia Thetis werde ich wohl als eine der Übelsten in Erinnerung behalten.
Ich war gestern am späten Nachmittag nur noch 3 Seemeilen von der Bahia entfernt, da kam der Wind genau von vorn und ich musste die Segel bergen. Das dauerte ein Weilchen, und ich trieb ein wenig Richtung West, also in Richtung  Estrecho de Le Maire. Als ich versuchte, mit dem Motor in die Bahia zu fahren, zeigte mir der Südatlantik den Stinkefinger. Ich trieb immer weiter nach West ab und meine Fahrt mit dem Motor war mal 0 Knoten, mal 1 oder 2 Knoten. Nun gab ich mal richtig Gas. Wolln wir doch mal sehen, wer hier stärker ist, die Strömung oder Yanmar. Ich muss gestehen, es war die Strömung. Yanmar meldete nach einer Weile Überhitzung. Ich musste also wieder vom Gas runter. Hätte ich auch nicht gedacht, dass man den Motor nicht mal ne Stunde mit hoher Drehzahl laufen lassen kann. Das hatte ich allerdings bisher auch noch nicht getan. Wieder eine wichtige Lehre gemacht.
Ich gab also klein bei und erkannte die Stärke des Meeres mal wieder voll an. Motor aus und treiben lassen. Mal sehen, wo meine Bestimmung sein sollte. Es ging recht flott mit ca. 4 Knoten in Richtung Meeresenge bzw. Beagle Kanal. Der Gedanke war verlockend, mich jetzt einfach durch den Estrecho treiben zu lassen. Aber ich war hundemüde, und soetwas muss man gut planen. Dann hab ich noch überlegt, ob ich zur Isla de los Estados fahren sollte. Die war ja auch nur um die Ecke. Aber ich habe mich dann doch dafür entschieden, wie geplant in die Bahia Thetis zu fahren.
Ich bin dann, mittlerweile war es später Abend, mit dem Motor ein wenig zurück in Richtung Nord gefahren. Das üble Strömungsgebiet wollte ich jetzt weiträumig umfahren. Ich quälte mich also langsam wieder zurück zur Bahia Thetis. Eine Weile konnte ich dann auch wieder segeln und konnte mich ein wenig in die Kiste hauen. War ich groggy! Kiste war in diesem Fall aber der  Boden vor dem Waschtisch. Da legte ich mich in voller Montur mit Ölzeug, Mütze, Fausthandschuhen auf eine Isomatte. Als ich trotzdem noch frohr, nahm ich mir auch noch eine Bettdecke über. Jetzt gings.
Nachdem ich dann wieder Kurs West anlegen konnte, hab ich mich sogar ins Bett gelegt. Ich habe das Kap San Diego (Einfahrt des Estrechos) mit einem Abstand von ca. 10 Meilen umfahren und bin dann wieder heute Morgen in die Bahia Thetis eingelaufen.
Ein Glück habe ich das nicht bei Dunkelheit gemacht. Dann wäre ich garantiert in das riesige Kelbfeld (eine Art Lianen, die im Wasser wachsen) gefahren und ich kann mir gerade Schöneres vorstellen, als in dem eisig kalten Wasser tauchend Kelb vom Propeller zu schneiden.
Ich bin also gaaanz langsam- für schnell war es glücklicherweise sowieso zu wenig Wind- durch das Kelbfeld gesegelt und habe erst danach den Motor gestartet. Da hier gerade Tiefststand der Ebbe war, fuhr  ich dann allerdings bald (aber bewusst und ganz vorsichtig) auf Grund. Ich habe den Anker abgelassen, darum auch provisorisch geankert, und werde kurz vor Höchststand noch etwas tiefer in die Bucht fahren, um dann bei der nächsten Ebbe trocken zu fallen. Hab ich doch auch noch nicht gemacht. Bin schon mal gespannt, wie sich das anfühlt.
Und wenn dann alles jut iss, hol ich mir ein Bierchen raus. Morgen werde ich berichten, wie es geschmeckt hat. 🙂
Bis dahin, euer Stephan

Position am 29.11.2016 um 16:00 Uhr 54° 38′ Süd und 065° 14 ‚ West

1 Kommentar

  1. Thomas Schumacher

    Zum Thema Überhitzen haben wir dieses Jahr auch schon ein paar Fakten hinzugelernt!
    Gerade Motoren, die schon einige Jahre unterwegs sind, haben ein einschleichendes Problem an der Wassereinspritzung des Auspuffkrümmers! Dieser wächst an der Stelle langsam zu! Vor allem dann, wenn der Motor selten auf Vollast läuft !
    Ich selbst hab nen Yanmar, und ein Seglerkollege mit Yanmar hatte mich schon im Sommer auf das Phänomen aufmerksam gemacht.
    Life erleben konnte ich dies nun an einem Volvo dessen Krümmer war von Innendurchmesser 40mm auf ca 15mm steinhart mit einer Mischung aus Ruß, Salz und Rost auf Dm 15mm zugewachsen, was dem Motor sowohl bei den Auspuffgasen als auch beim Wasserdurchlauf den nötigen Durchsatz unter Volllast abwürgt ! Die Folge ist Leistungsverlust, starkes schwarz-Rauchen und Überhitzung!
    Abhilfe : Krümmer abschrauben, durchschauen reinigen ggfs. sogar tauschen. Dabei auch gleich mal einen Blick in den Fächerkrümmer des Wärmetauschers werfen. bei dem Volvo war es ein Gusteil das reif zum wegwerfen war -Guss durchkorrodiert!
    Ich Verfolge den Blog ja schon lange und gerne , Hoffe damit sauch ein bisschen geholfen zu haben !
    Liebe Grüße an alle Beteiligten
    Thomas / Sy Natalie

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