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Harte Prüfung für Crew und Material

Pendelruder und Fockschot gebrochen

Am Montag, den 30. November. haben wir mal wieder den Anker hochgezogen. Diesmal sogar von Hand oder besser gesagt mit der Ankerwinde von Hand hochgekurbelt. Ich wollte doch schon immer mal ganz ohne Motorhilfe ablegen.

Das Großsegel war hochgezogen, die Schot aber natürlich noch nicht dicht geholt. Der Wind von Land sollte uns auf die freie See schieben. Alles lief nach Plan, wir legten ruhig ab. Jetzt noch die Fock hochziehen. Leider war das Fockfall von einer kleinen Inselrundfahrt beschädigt. Unser Fahrgast, der das Fockfall hochziehen wollte, hatte die Leine verklemmt und mit Gewalt hochgezogen, was ich nicht bemerkte. Ich sah es erst, als die Ummantelung der Leine aufgeschlitzt war.

Leider ist das unsere längste Leine mit ca. 35 Metern, und ich habe keine Ersatzleine in der Länge. So versuchte ich es also mit der defekten Leine. Als ich sie kräftig durchsetzte, brach sie natürlich…

Wir nahmen das Ersatzfall und konnten so die Fock am Mast hochziehen (nicht mehr so komfortabel vom Cockpit aus). Aber Hauptsache die Fock steht.

Kurz hinter der Abdeckung der Insel ging es Kurs Nord. Und das bedeutete: Ziemlich genau gegen den Wind. Es wurde ungemütlich. Die Wellen waren hoch und der Wind kräftig. Leichte Seekrankheit, in Form von Müdigkeit, überkam uns. Aber nix Schlimmes. Nur halt sehr ungemütlich. An Essen oder sogar Kochen war da gar nicht zu denken.

So stampften wir durch den Tag, durch die Nacht und den nächsten Tag. Ich kochte mal eine Nudelsuppe, und das war richtig Arbeit. Ich stand so gut wie möglich verkeilt mit dem Kopf am Fensterrahmen angeleht und durch einen Topflappen abgepolstert. Der kardanisch aufgehängten Herd stand schon an seinem Anschlag an. Ich hatte immer etwas Muffe, dass der Topf mit der heißen Suppe vom Herd jumpt… tat er aber glücklicherweise nicht.

Und so ging es in die 2. Nacht. Als ich die Windfahnensteuerung nachjustieren wollte, bemerkte ich, dass sie nicht reagierte. Es dauerte noch eine ganze Weile, bis mein Hirn das verarbeitet hatte und ich nach dem Pendelruder guckte, das am Heck im Wasser hängt und die Ruderbewegung auf die Pinne überträgt. Ich traute meinen Augen nicht, als ich nur noch den Stumpf des Pendelruders sah. Ruder abgebrochen und wahrscheinlich längst am Meeresgrund angekommen. Weiß der Henker, wie das passiert ist.

Und das Hirn fängt wieder an zu rattern… Windgeneratorblätter… Fockfall… Pendelruder… Ein Glück ist da noch die tolle Firma Daimler, ohne deren finanzielle Unterstützung ich diese Reise nicht machen könnte.

Am Mittwoch nachts um 3:00 Uhr kamen wir dann wieder an unserem alten Ankerplatz in Mindelo an. Ca. 150 Seemeilen lagen hinter uns und wir waren froh, in die Kiste gehen zu können, natürlich nicht ohne vorher noch zwei Ankerbierchen vernascht zu haben.

Stephan

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