«

»

Besserung

Seit gestern Abend hat der Wind deutlich nachgelassen. Auch die Wellen sind fast klein geworden, verglichen mit den Tagen zuvor. Sie sind jetzt nur noch recht kurz und vielleicht einen Meter hoch. Im Vergleich zu den laut Grib File beschriebenen 6 Metern fast niedlich. Trotzdem ist im Schiff einiges an Bewegung. Aber die wahnsinnig harten Schläge, die sicherlich daher rühren, wenn das Schiff in ein Wellental heruntersurft und unten auf die nächste Welle aufschlägt. Das gibt einen Knall, als wenn ich auf einen Felsen aufgelaufen wäre, und der Schlag ist durch die Wand wie ein Schlag auf den Körper spürbar. Glücklicherweise kam das nur ein paar mal pro Nacht vor.

Als ich dann gestern Abend auf meinen Kurs guckte, der fast genau nach Ost zeigte, quälte ich mich wieder in mein nasskaltes Ölzeug. Ich machte eine Wende, diesmal ohne die Genuareffleine ausrauschen zu lassen. : Ich ließ so ungefähr 4m2 an Genuasegelfläche draußen, um die Genua bloß nicht zu überlasten. Für die Nacht ist es auch immer etwas beruhigender auf der sicheren Seite zu sein. Wer weiß, vielleicht nimmt der Wind ja auch wieder an Stärke kräftig zu.

Die ganze Aktion mit an- und ausziehen dauerte lange und war anstrengend mit nur einer brauchbaren Hand. Dafür belohnte ich mich nach getaner Tat mit einem Bierchen. 🙂 Mein Kurs ist jetzt auch nach der Wende noch nicht gut. Ich segele jetzt so ca. in Richtung 300°.  Lieber wären mir 270°, geht aber leider nicht. In den nächsten Tagen soll der Wind laut Wettervorhersage drehen. Vielleicht kann ich dann ja Kurs genau auf Piriapolis, Uruguay anlegen. Auf geradem Weg wären das von hier aus noch ca. 450 Seemeilen. Eine Prognose, wie lange das an Tagen noch dauern wird, wage ich nicht zu machen. Bleibt dran, dann werdet ihr es wissen. 🙂

Der Hand geht es schon ein klein Wenig besser. Sie sieht zwar noch aus, wie ein aufgeblasener Gummihandschuh, aber das wird schon wieder. Ich lege dann hin und wieder meine kalte Hand auf die warme, angeschwollene. Das ist angenehm und das klassische Wärmetauscher Prinzip. Jetzt, wo ich diese Zeilen schreibe, hat der Wind wieder reichlich an Stärke zugenommen, und ich sollte eigentlich das Groß wieder reffen… ich will versuchen, diese Aktion noch mal auszusitzen.

Es gibt ständig, ca. alle halbe Stunde, einen kräftigen Regenschauer, dann ist es wieder vorbei. Ich bin noch nicht ganz draußen, aus dem Tiefdruckgebiet. Am Montag könnte ich es aber laut Wettervorhersage geschafft haben. Wir werden sehen.
Hin und wieder mache ich meine Heizung an, weil es überall auf dem Schiff klamm ist. Besonders in der Koje. Das steigert das Wohlbefinden doch gewaltig. 🙂

Aus diesem wohligen Gefühl heraus grüßt ganz herzlich der Stephan

Meine Position um 19:00 UTC:  35° 17 S und 046° 35 W

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>