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6 Beaufort in Aussicht

Die Nächte sind jetzt etwas unruhig. Ich muss mal einen kleinen Film drehen, nur um die Geräusche aufzunehmen, die so in der Mitschiffskoje zu hören sind. Das gurgelt und zischt, dann knallt es mal wieder mörderisch wenn eine Welle genau gegen den Steuerbordbug knallt, dann wird das Schiff hochgehoben und fällt wieder in ein Wellental, wobei eine Welle den Anker in seiner Halterung hochhebt und gegen den Bug donnern lässt… Da ist schon was geboten, kann ich euch sagen. Und morgen wird es wohl noch ne Kategorie härter werden, wenn die angesagten 6 Beaufort (22 bis 28 Knoten Wind) kommen.

6 starker Wind grobe See dicke Äste bewegen sich, hörbares Pfeifen an Drahtseilen und Telefonleitungen größere Wellen mit brechenden Köpfen, überall weiße Schaumflecken

Angenehmer wäre es natürlich, wenn ich bei dem Wind Raumschot (also den Wind von der Seite) segeln könnte. Kann ich aber nicht, weil ich auch etwas auf mein Ziel gucken muss, und das liegt leider immer noch genau in der Richtung, aus der der Wind kommt. Und darum muss ich gegen den Wind anbolzen, beating nennt das der Engländer.

Ich bin mittlerweile knappe 200 Seemeilen von der Küste entfernt und laut Seekarte auf ca. 3000 Metern Wassertiefe. Das ist einerseits schön, weil sich hier draußen glücklicherweise keine Fischer hin verirren, andererseits muss ich diese ganze Distanz auch wieder zurück. Und das bitte mit Nord- oder Südwind. Aber wird schon klappen, ich habe ja Zeit. Außerdem steigen damit meine Chancen, die Wette mit Nela um eine Flasche Rotwein zu gewinnnen. 🙂
Der Tag war mal wieder recht schön sonnig. Das ist um soviel angenehmer als ein Regentag an Bord. Ich habe mal wieder eine reine Salzwasserdusche in der Sonne genossen. Der Wind macht die Angelegenheit zwar etwas kühl, aber ich fühle mich danach immer herrlich erfrischt.

Beim Duschen habe ich dann auch einen angetrockneten fliegenden Fisch in meinem Cockpit gefunden. Ich hab noch überlegt, ob ich ihn gleich als Köder für meine Angel verwenden sollte, hab mich dann aber doch für ein Seebegräbnis entschieden.
Gestern habe ich mir mal einen ganz besonders gemütlichen Abend gemacht. Es war ja schließlich Nelas Geburtstag und unser gemeinsamer Hochzeitstag. Zur Feier des Tages habe ich die letzte Tüte Harribo Gummibärchen aufgemacht und zur Hälfte aufgegessen. Als Rahmenprogramm gab es  den ersten Teil des 4-teiligen Fernsehfilmes „Der Seewolf“. Genau der richtige Film für den Eihandsegler auf dem weiten Atlantik. Heute gibt´s Teil 2. Ich freue mich schon sehr darauf.
Ihr seht, man kann es sich schon verdammt gemütlich machen auf so einer Fahrt. Und wenn nichts kaputt geht, ist es wirklich ein sehr angenehmes Reisen. So soll es weitergehen! Dann melde ich mich auch morgen wieder.
Mein Etmal heute übrigens auch wieder genau 70 Seemeilen.

Bis denn, allet wird jut, euer Stephan

Meine Position um 18:00 UTC:  31° 17 S und 047° 38 W

1 Kommentar

  1. Martin Birkhoff

    Moin Nela,
    Anke und ich haben uns eben die Wetterkarten angeschaut und den letzten Bericht von Stephan gelesen.
    Zuerst das Wichtigste:
    Trotz der nicht so tollen Prognose für die nächsten Tage: draußen auf See ist es nie so schlimm wie unter Land mit auflandigem Wind. Egal wie heftig es weht! Also entspannt bleiben – wir wissen, wie schwer das für dich ist, aber es wird schon werden.
    Wir wollen aber einen Tip loswerden. Stephan sollte vermeiden, weiter seewärts zu geraten. Bei allen Winden mit westlichen Komponenten ist es näher an Land einfach moderater. Dort wirkt sich die Reibung des Landes aus und reduziert die Windstärken. Besser ist es also in relativer Nähe zum Land zu bleiben.
    Normalerweise hätte wir nun empfohlen, dass Stephan, sobald der Wind südlich genug dreht, wieder auf Land zu steuert (hart am Wind).
    Andererseits soll es zum Wochenende eh Nordwinde geben, daher würden wir empfehlen, mit kürzeren Kreuzschlägen zu verhindern, zu sehr vom Land weg zu kommen. Sobald der Wind schwach wird und dann auf Nord dreht unbedingt wieder relative Landnähe anstreben. Etwa bis zur 100m-Tiefenlinie. Dort dann das Ziel ansteuern. Weiter im Süden sollten die Windrichtungen dann eh günstiger werden.

    Ganz liebe Grüße und für Euch beide (! Martin hat gelernt) alles Gute
    Martin und Anke

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