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Wind satt

So, nu haste deinen Wind, werden einige von euch sagen. Und den habe ich in der Tat. Im Cockpit zu stehen und dieses gewaltige Naturschauspiel aus Wellen und Wind anzusehen, ist schon phantastisch.  Leider spiegeln die Fotos, die ich gemacht habe, das überhaupt nicht wieder. Da fehlt die Tiefe, da fehlt das Schreien des Windes, die Gischt, die durch die Luft fliegt, sowas muss man live erleben. Es ist wirklich wunderschön anzusehen.
Aber es hat auch die Kehrseite. Ich bewege mich wie ein Krake in Zeitlupe an Deck wie auch unter Deck. Die Schiffsbewegungen sind wirklich gemein. Hin und wieder kommt eine sehr schnelle seitliche Beschleunigung durch eine große Welle, da gibt es kaum noch ein Halten. Essen kochen wird so zu einer Tortur. Ich weiß nicht, wie ich die Chili klein schneiden soll. Wo das Brett, wo den Topf  oder Teller hinstellen, ohne das er sich selbstständig macht?

Heute Mittag habe ich mich regelrecht zwingen müssen, mir ein paar Nudeln zu kochen. Das Wasser kochte, die Nudeln waren im Topf, plötzlich wechselte Chenoa den Bug. Oder besser gesagt eine Welle warf uns herum und wechselte unsere Fahrtrichtung. Alles was schön Backbord in die Ecke gedrückt war, kam nun nach Steuerbord rübergesaust. Die Tür, wohinter sich die Besteckkästen, Tuppergefäße etc. befinden, sprang auf und der gesamte Inhalt des Schränkchens ergoss sich auf meine Füße bzw. den Boden. Der Laptop flog von seiner Anti-Rutschmatte… halt ein riesiges Tohuwabohu. Aber nachdem ich dann ein paarmal tief aus- und eingeatmet habe, ging es wieder weiter. Die verkochten Nudeln durchs Sieb… Na ja, ihr kennt das ja, ihr müsst euch nur vorstellen: Alles ist in Bewegung und will festgehalten werden, leider hab ich aber nur 2 Hände, und die brauche ich eigentlich, um mich selbst festzuhalten.

Zurück zum Wind. Gestern konnte ich keine Wetterkarte mehr herunterladen. Die Funkverbindung war zu schlecht. Ich hoffe, ich werde heute eine aktualisierte Version bekommen. Laut meinen alten Wetterdaten hält diese Wetterlage noch an. Leider komme ich immer ein wenig weiter von der Küste ab. Eigentlich will ich schon wieder längst in Richtung Küste. Ich könnte nämlich schon langsam Uruguay anlegen. Aber es sind jetzt mittlerweile knappe 300 Seemeilen bis zur Küste.
Bei diesen Windverhältnissen muss ich wohl noch weiter in den Süden und dann wieder nach Nordwest zurück.

Wir werden sehen… Allet wird jut.
Herzliche Grüße von dem Stephan

Meine Position um 18:30 UTC:  33° 30 S und 047° 45 W

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