…und zwar 12 Volt und wo sie gar nicht sein sollten. Gestern Abend schreckte ich aus dem Halbschlaf auf, als ich einen Geruch wahrnam, der nicht in das Schiff gehörte. So schnell war ich noch nie aus der Koje draußen und am Elektrofach. Kein Rauch zu sehen, der auf einen Kabelbrand hindeuten würde. Weiter gesucht, gerochen. Bodenbrett hochgehoben zu den Bilgenpumpen geguckt. Nichts. Na ja eigentlich zu viel Wasser in der Bilge aber kein Rauch. Kellerklappe aufgemacht, wo die Batterien sind. Nichts. Backskisten aufgemacht, dabei gleich mal die Gasflasche zugedreht, nichts. Es war kein Rauch zu sehen, aber es stank. Nochmal ans Elektrofach. Beim Anfassen fühlte es sich warm an. Besonders die Stelle an der der Hauptschalter für die Ankerwinde sitzt. Der Hauptschalter war noch eingeschaltet, obwohl ich die Ankerwinde schon Monate nicht mehr benutzt habe. Ich habe den Anker immer von Hand hochgekurbelt. Ich muss wohl vergessen haben, den Schalter auszuschalten.
Dann bin ich zum Elektromotor der Ankerwinde in die Bugkoje gegangen. Dort wurde der Geruch dann sehr stark und als ich den Motor anfassen wollte, war er sehr heiß. Bingo! Ich vermute, dass die ständigen Wellen, die über den Bug waschen, auch den Weg an meine noch angeschlossene Ankerfernbedienung gefunden haben und eine Brücke im Schalter geschlossen haben, sodass der Motor anging und heiß lief.
Ein Kabelbrand an Bord ist ungefähr genauso schön, wie ein Wassereinbruch. Möchte ich beides nicht haben.
Ich warf dann noch die Bilgenpumpe an, um das Wasser wieder nach draußen zu befördern und legte mich wieder schlafen.
Mitten in der Nacht wachte ich von einem lauten Brummen auf, was ich zuerst gar nicht einordnen konnte. Ich streckte den Kopf aus meiner Koje und hörte, dass die Ankerwinde lief. Ich hatte doch den Hauptschalter ausgeschaltet! Schnell einen 13 mm Schlüssel herausgekramt und die Kabel abgeschraubt. Ruhe!
Ich bin dann zum Anker an den Bug gegangen und habe gesehen, dass schon einige Meter Ankerkette im Wasser hingen. Also wieder an Bord gezogen und im Ankerkasten verstaut. Und dann wieder schlafen gelegt. Ich hatte das Gefühl, jetzt einen guten Schlaf verdient zu haben. 🙂
Am Morgen dann wieder der Kontrollblick in die Bilge. Schon wieder recht viel Wasser drin. Also wieder die Bilgenpumpe an. Pumpe verstopft. Gereinigt. Läuft wieder. Blick aus dem Fenster. Ich staunte nicht schlecht, als ich ein großes Schiff ca. 400 bis 500 Meter querab sah. Keine Gefahr, er würde hinter mir vorbeifahren. Ich rief ihn auf Kanal 16 an und wir quatschten eine Weile mit einander. Sogar mit diesem großen Schiff kreuzt er gegen den „massive swell“ , wie er es nannte, an. Ich fragte ihn auch noch interessehalber, ob er mein Radarsignal lesen könnte. Es dauerte recht lange (wahrscheinlich hat er erst mal sein Radargerät eingeschaltet) dann sagte mir, dass er mich nicht auf seinem Schirm sehen könnte wahrscheinlich wegen der hohen Wellen. In so einem Fall wäre ein AIS, ein System, wo man auch ohne Radar Schiffe auf einem Display erkennen kann und auch selber erkannt werden kann, nicht schlecht. Ich scheue mich aber davor, ein weiteres Elektronikteil an Bord zu haben. Je weniger Elektrik und Elektronik desto besser. 🙂
Ich bin heute mal (mit Motorunterstützung) auf den anderen Bug gewechselt, um zu sehen, welchen Kurs zur Küste ich dann fahren kann. Leider komme ich bestenfalls nach Nordost, und da will ich nun gar nicht hin. Gerne hätte ich es mir auch wieder auf meinem „Sofa“ im Salon gemütlich gemacht, auf Steuerbord sind nämlich die Sitzgelegenheiten eingebaut, und in die kann man sich dann bei Schräglage schön hineindrücken lassen. Aber ich bin wieder auf Backbord zurückgedreht. Ich fahre lieber noch etwas Südost und hoffe dann irgendwann einmal Richtung Nordwest fahren zu können. Ich hab ja Zeit und die Wette mit Nela um eine Flasche Wein schon so gut wie in der Tasche.
So habe ich dann mein verspätetes Frühstück in Form einer Banane, Keksen, und einem Pott Tee mit Rum! wieder auf dem Boden sitzend mit Blick auf die Schubladen zu mir genommen. Ich war durch einen Außeneinsatz (ein paar Klapperstellen beseitigen) so ausgekühlt, dass ich das Bedürfnis nach etwas zusätzlicher innerer Wärme brauchte. Mein Ölzeug ist nämlich klatschnass und da ich alles, was ich darunter anziehen würde, auch nur nass mache, steige ich immer nackt in das kalte Ölzeug, was mich jedesmal eine ziemliche Überwindung kostet. Aber die nassen Klamotten abzulegen und warme, trockene anziehen zu können, ist herrlich.
Ein befreundeter Segler, Martin, schrieb mir, dass der starke Wind wohl Sonntag Nacht vorbei wäre und auch die Windrichtung drehen würde. Mal sehen, ob ich dann mal so langsam in Richtung Küste fahren kann. Ich werde dann ja sicherlich schon an Buenos Aires vorbei sein.
Das war es mal wieder von Bord der Chenoa. Macht es gut, und freut euch an euren regelmäßigen Mahlzeiten! :
Ganz herzlich grüßt der Stephan
Meine Position um 16:30 UTC: 34° 29 S und 046° 59 W