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Jeden Tag ein anderer Ausblick vom Cockpit

DSC05269Fast in Paraty – Wir sind nun wieder am brasilianischen Festland angekommen. Über eine Woche sind wir auf der Ilha Grande von Bucht zu Bucht einmal um die ganze Insel gesegelt oder gemotort. Ein kurzer Schlag brachte uns in die Bucht von Paraty und auch hier treffen wir auf Buchten mit Regenwald bis ans Ufer und eine fjordähnliche Bucht. Jeden Tag ein paar Meilen, Anker fallen lassen oder eine Mooring aufnehmen. Schöner als hier war es bisher noch nirgendwo auf der Welt.

Von der Hauptstadt der Ilha Grande, Abraoo, verlegten wir uns zuerst in die Bucht, in der Stephan bei seiner Ankunft aus Salvador schon geankert hatte. Wir taten dies natürlich gleich vor dem Restaurant, dessen Besitzer uns mit dem SUP (Stand-up-paddle board) begrüßte. Mir fällt auf, wie weich die Brasilianer doch sind. Sie kommen nicht gleich auf die wichtigste Sache, sondern es wird erst einmal ein Schwätzchen gehalten und dann werden wir in sein Restaurant eingeladen. Natürlich sind wir dann auch in sein Restaurant gegangen und besprachen, was es alles zum Essen gibt. Nach „Lula“ (Tintenfisch) war es uns und wie er sagte, ganz frisch hier aus dem Meer. Nach einer guten halben Stunde bekam Stephan einen Duft in die Nase und er sagte: „Hoffentlich sind das nun nicht unsere Tintenfische, das riecht nicht gut.“ Wenig später kam das Essen, ein Happen und wir wussten, doch, das war unser Essen und das wollten wir auf keinen Fall essen. Irgendwie roch der Restaurantbesitzer den Braten, denn er nahm den Teller anstandslos wieder zurück. Gerade als wir zahlen wollten, brachten sie uns noch ein Tellerchen Fisch – ganz frisch und lecker. Das war doch eine sehr nette Geste und wir haben uns dann den Preis geteilt. In der Nacht hörten wir jemanden, wie er sich übergab. Hat derjenige doch noch die Tintenfische aufgegessen? Stephans feine Nase hat uns wohl vor Schlimmerem bewahrt.

Am nächsten Morgen ging es dann weiter – Stephan legt ja immer gern ohne Motor und unter Segel ab. Ein bisschen Adrenalin braucht der Mensch (Stephan), denn wir hatten noch so knapp eine Handbreit Wasser unter dem Kiel, bis wir die Kurve zum Meer hin kratzten. Aber ist natürlich schon schön, wenn alles so lautlos geht. Die nächste Bucht war rund 12 Seemeilen entfernt und lag im Süden der Ilha Grande, also offen zum Atlantik. Wir segelten langsam aber gemütlich und warfen dann aber um 17 Uhr den Motor an, um noch bei Helligkeit anzukommen (17:50 Uhr geht die Sonne unter). Nun komme ich also doch noch auf den Genuss im Atlantik zu segeln! Gerade so im Büchsenlicht platschte der Anker ins Wasser. Es war recht viel Schwell und die Nacht hat mir gar nicht gut gefallen. Am nächsten Tag machten wir einen Landgang und mussten über die sich am Strand brechenden Wellen. Aus weiser Voraussicht hatten wir unsere Klamotten in einer wasserdichten Tasche und den Badeanzug an. War gut so, denn nach der ersten Welle, auf der wir noch mit dem Dinghy surften, kam zu schnell die zweite, hob das Boot hoch und über unsere Köpfe, warf das Boot über uns und wir kugelten an Land. Nichts passiert, außer einem kleinen Schreck, auf den wir ja schon fast vorbereitet waren. An Land gab es ein Umweltzentrum, leider konnten wir niemand sehen und trauten uns auch nicht hineinzugehen. Zwei Flüsse flossen hier ins Meer, wiederum eine traumhafte Landschaft, in der wir spazierengingen. Als wir zurückkamen, war die Dünung ganz schön hoch und Chenoa zog mächtig an der Kette, galoppierte auf den Wellen, wir nichts wie ins Wasser und zogen das Dinghy fast bis zur Chenoa, die auch nicht mehr viel Wasser unter dem Kiel hatte. Schnell einsteigen, Bananaboot festmachen, Anker hochziehen und mit dem Motor schon etwas nach vorne fahren. War knapp, aber auch das ging gut.

Unser nächstes Ziel war die Brahia de Aventuiro, also da mussten wir hin. Eine sehr schöne Bucht, aber am Abend waren die Boote weg – sie wussten wohl warum. Denn in der Nacht kam ein furchtbarer Schwell in die ansich sichere Bucht. Es war nicht gefährlich, da wir weit vom Land entfernt waren, aber am nächsten Tag tat mir alles weh und gegen Nachmittag hatte ich starke Bandscheibenschmerzen, konnte kaum mehr laufen, erst die Schmerztabletten halfen mir, dass ich wieder einigermaßen auf die Beine kam.

Es war nun Zeit, aufs Festland zu fahren. Wir versuchten es zuerst mit segeln, mussten dann aber bald wieder den Motor anschalten. In den „Fjord“, in den wir hineinfuhren, war kein Windhauch zu spüren und wir fuhren ganz bis zum Ende und legten dort an einem Fischerdörfchen an. Alles sehr ursprünglich. Die Fischer kamen an und fragten zaghaft, ob wir einen Fisch kaufen wollten und machten uns auf die kleinen Restaurants aufmerksam. Die erste Nacht pflegten wir erst einmal meinen Rücken auf dem Boot, Stephan kochte leckere Spaghetti mit Knoblauch und Tomatensoße, am zweiten Tag zogen wir um und legten an einer Boje vor einer kleinen Insel an mit einem Minirestaurant. Die Insel war vor längerer Zeit einmal als Park mit vielen Blumen angelegt worden und auf der Insel war ein Hubschrauberlandeplatz – mhhhh. Viele Rätsel – vielleicht wollte da Mick Jagger mal landen, denn Paraty gehört zu seinen Lieblingsaufenthaltsorten, wer weißJ Auch hier waren die Menschen sehr nett und wir durften sogar die Süßwasserdusche benutzen. Nach fast einer Woche Salzwasser ein Gedicht! Da das Essen jedoch nur ein „Amuse Goul“ war, ruderten wir am Abend noch in ein anderes Restaurant, wo wir herzhaft zulangten, wieder eine halbe Stunde zur Chenoa zurückruderten und ruhig einschliefen ohne jeglichen Wind und Welle.

Am nächsten Morgen konnten wir uns ganz bequem wieder von der Boje lösen – kein lästiges Ankerkettenputzen, das Stephan oft fast eine gute halbe Stunde in Anspruch nahm, weil hier alles sehr schlammig ist. Nur Segel aufziehen, Leine lösen und ab geht es (mit ein bisschen Motorkraft, sonst wären wir auf das Fischerboot gedonnert…)

Und so schreibe ich den Bericht, während wir mit 1,5 Knoten dahingleiten. Aber wir müssen ja auch nicht weit, denn in 4 Seemeilen kommt unser nächstes Ziel in Sicht. Noch nicht Paraty, aber Paraty-Mirim, was immer das auch ist. Lassen wir uns überraschen.

Entspannte Grüße von

Nela und Stephan

Sorry, die Bilder sind nicht sortiert – aber das würde bei der langsamen Internetverbindung Stunden dauern…

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