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Heimaturlaub, Reparaturen und ein Missgeschick

Stephan auf Tauchgang. Bei der Reparatur ist der Schlitten des Fockbaums ins Wasser geplumst. Stephan konnte ihn im trüben Wasser ertasten. Was für eine Erleichterung.Zum Bild: Heute haben wir im Fockbaum eine neue Leine für den Unterliekstrecker eingezogen. Die Leine schamfielte (scheuerte) immer am Einzug und wir hatten dies nicht beachtet, als wir in der Türkei losfuhren. Da wir ja unsere Segel aufgrund der Bolzerei gegen den Wind sehr beanspruchten, ist die Leine dann gerissen. Wir konnten dies zwar provisorisch beheben, aber nun wollen wir wieder eine perfekt funktionierende Fock. Als wir den Fockbaum hochhoben, um die Leine einzufädeln, rauschte der Schlitten ins Wasser. Zum Glück haben wir den Freediver (ein Tauchgerät mit einem kleinen Motor, so dass wir keine Flaschen benötigen und so gut um das Boot schnorcheln können) und so machte sich Stephan auf ins Wasser, das hier doch etwas trübe ist und tastete die Umgebung ab, in der wir annahmen, dass er ins Wasser fiel. Mir fiel ein Stein vom Herzen als Stephan mit dem Schlitten in der Hand wieder auftauchte. Zwar wieder mehr als eine Stunde gebraucht, um diesen blöden Fehler zu beheben, aber alles ging gut.

Vom Heimaturlaub zurück
Schön war es in Berlin und Badbergen. Wir hatten schönstes Maiwetter und genossen die Zeit mit unseren Familien.
Nun sind wir wieder „zu Hause“. Licata empfing uns freundlich und sogar etwas kühl. Immer wieder ziehen graue Regenwolken auf und heute Nacht hatte es ein bisschen geregnet. Aber nur ein bisschen. Wir haben nun den letzten Koffer, der noch in Berlin stand, ausgeräumt und unsere letzten Sachen auf dem Boot verstaut, die Wintersachen in die hinterste Ecke verstaut (womöglich brauchen wir diese über ein Jahr nicht mehr). Wir sind also absolut eingedeckt mit allem, was wir so benötigen im Leben.

In der Marina in Licata verabschieden sich immer mehr Segler auf ihren Segelbooten. Tag für Tag gehen die Boote raus aufs Meer, oftmals mit großem Getute und mit großer Verabschiedung. Wer weiß, wo und wie man sich wieder sieht. Viele gehen nun rüber nach Griechenland, nur wenige gehen westwärts Richtung Sardinien. Wir haben noch einige kleine Reparaturen zu machen und vor allem, der Wind muss stimmen. Bisher kommt der Wind immer aus Westen, also warten, heißt die Devise bei uns. Ist aber auch nicht so schlimm, denn wir haben einen schönen Liegeplatz und wir haben einiges zu tun.
Gestern und vorgestern haben wir Erdbeer- und Aprikosenmarmelade eingekocht. Denn hier auf Sizilien ist jetzt die richtige Zeit dafür. Und heute habe ich Pesto gemacht, denn das ist ein Gericht, das wir eigentlich jeden Tag essen können.
Damit ihr auch ein bisschen Sizilienfeeling habt, hier kommt das Rezept:
1 großer Bund Basilikum
4 – 5 dicke Zehen Knoblauch (etwas klein schneiden, dürfen auch mehr Zehen sein, je nach Gusto)
25 g, aber gerne auch mehr, Pinienkerne (diese in einer Pfanne rösten bis sie duften)
Alles im Mixer mit etwas gutem Olivenöl und Salz pürieren
Dann mit der Gabel immer wieder eine Handvoll Parmesan (selbst reiben und dafür guten sehr alten Parmesan verwenden!) dazugeben, wieder ein Schucker Olivenöl, dann wieder Parmesan, immer wieder abschmecken, so wie ihr es mögt. Manche mögen es mit mehr Käse, manche mit weniger, manche etwas öliger, manche mit mehr Pinienkernen etc.
Ich mache gleich immer mehr, so dass ich das im Kühlschrank aufheben kann. Wenn man die obere Schicht mit Olivenöl bedeckt, hält die Pesto gut und gerne einen Monat.
Wenn ihr dann noch eine Netzmelone und einen richtig leckeren Prosciutto crudo dazu kauft und dies als Vorspeise anrichtet und eine Flasche sizilianischen Weißwein, dann habt ihr das gleiche Feeling wie wir auf unserem Boot! Guten Appetit wünschen wir euch!
Ich möchte die Zeit, in der wir nicht so viel zu berichten haben, auch nutzen um Fragen zu beantworten.
„Wie entscheidet ihr, wohin ihr geht und ob ihr ankert oder in eine Marina oder in einen Hafen geht.“
Als Navigatorin schaue ich erst einmal, wo wir hinwollen. Unser Grobziel ist ja Gibraltar bis im Herbst. Gerne wollen wir aber die Chance wahrnehmen, die Balearen kennezulernen. Deshalb ist unser nächstes Etappenziel Menorca, was ungefähr noch 350 Seemeilen entfernt ist. Wir haben uns vorgenommen, nun kleinere Schläge zu machen und deshalb wollen wir uns in diese Richtung begeben. Auf dem Weg dorthin werden wir nun noch die Südwestküste von Sizilien hinauffahren, dann die Ägadischen Inseln, die wunderschön sein sollen, und dann nach Sardinien übersetzen, was eine Fahrt von 120 Seemeilen bedeutet. Sardinien, so sagten uns viele Segler, soll wunderschöne Ankerplätze haben. Dort wollen wir natürlich auch diese auskosten.
Ich nehme meist zuerst den Hafenführer, den es für jedes Land gibt, zur Hand. Dort wird jeder Hafen und jede Bucht genannt, beschrieben und auch meist mit einigen Bildern und Luftbildern versehen. Am liebsten ankern wir, denn dann sind wir für uns, haben genügend Platz um uns herum und müssen nicht irgendwo an einem Steg oder gar an einer lauten Stadtpromenade anlegen. Das ist zwar auch ab und an ganz lustig, aber dann sitzt man so im Cockpit auf dem Präsentierteller. In Griechenland gab es wunderschöne Ankerbuchten, die auch klein waren, meist bei einem netten Fischerdorf. Hier auf Sizilien gibt es das leider nicht mehr sondern nur große Häfen und Marinas – da müssen wir mit der Idylle noch etwas warten. Aber auch die Marinas haben etwas für sich, denn sie sind sicher und im Moment noch nicht sehr voll. Ich lese also im Hafenführer über die nächsten Möglichkeiten nach und wir entscheiden dann, wie weit wir fahren wollen. Das hängt natürlich vom Wetter und Wind ab.

Dafür schauen wir die Windkarten an. Dazu haben wir ein Wetternachrichtensystem aus dem Internet, das sich www.zygrib.de nennt. Hier können wir bis zu 7 Tage das Wetter im voraus sehen und wissen, woher der Wind kommt, wo sich ein heftiges Tief aufbaut und wie es sich entwickelt, denn vor einem Tief müssen wir ja nicht auslaufen. Dann gibt es noch den www.windfinder.de, den ich zusätzlich konsultiere und natürlich auch die Gespräche, die wir so in der Marina haben, denn es gibt viele Wetternachrichten. Man vergleicht und kommt dann zu einem Ergebnis.

Es kann also sein, dass wir den Wind auf die Nase bekommen, aber sich in nächster Zeit das Wetter sich nicht ändert (ups, als ich das schreibe, höre ich Donnergrollen). Dann müssen wir ja schon irgendwann einmal los, nehmen dann aber einen kurzen Schlag vor. So wird es bei uns San Leone sein, ein Hafen mit einer kleinen Marina. Den Hafenplan kennen wir und wir melden uns vorher an, ob es einen Platz für uns gibt. Wenn wir vor der Hafeneinfahrt stehen, nehmen wir die Segel runter und schmeißen den Motor an. Dann geht es in den Hafen und wir melden uns per Funk an. Meist kommt dann ein Dinghy von der Marina angeschossen, das uns dann den Weg zum Liegeplatz zeigt. Viele Marinas haben auch einen 24-Stunden-Service, so kann man auch nachts anlegen. Wir brauchen dazu immer jemand, denn mit der Muringleine ist es nicht so einfach, diese vom Boot aus aufzunehmen und gleichzeitig die Achterleinen an Land zu legen. Das geht mit etwas Übung sicherlich auch, wir bevorzugen im Moment jedoch sehr, dass wir jemand haben, der uns hilft. Meist ist dies der Fall.

Wenn wir ankern sieht es etwas anders aus. Wir fahren dann mit Motor in die Bucht und schauen, wo es einen guten Platz gibt. Das ist abhängig vom Wind, woher er kommt und wie er im Moment bläst (bzw. wenn wir die Wettervorhersage kennen, müssen wir auch das bedenken). Wir lassen dann an einer guten Stelle auf Sand den Anker in guten 4 bis 5 Meter Tiefe runter. Dabei müssen wir bedenken, dass wir in alle Richtungen schwojen können. Da wir eine lange Edelstahlkette haben mit 80 Metern können wir ruhig etwas mehr Kette stecken, meist ist das so 40 bis 50 Meter, denn auch die Kette hält durch ihr Gewicht und führt dazu, dass sicher der Anker gut eingräbt. Wir haben bisher sehr gute Erfahrungen mit unserem Anker gemacht – einem Rocna-Anker. Den Anker runterlassen, etwas Kette geben, dann fährt Stephan langsam etwas rückwärts, mehr Kette geben, noch ein Stückchen, dann abwarten, bis die Kette ganz stramm ist. Dann fährt Stephan nochmals etwas stärker mit dem Rückwärtsgang und gräbt den Anker ein. Schon sind wir fest. In Griechenland sind wir meist nochmals zum Anker mit dem Bananaboot gefahren, um zu sehen, ob er gut liegt (denn das Wasser war meist glasklar) oder wir sind geschnorchelt (aber im Moment ist das Wasser noch zu kalt gewesen). Das war immer gut, denn dann waren wir beruhigt, dass wir sicher liegen – bei allen Winden. Ist die Bucht klein oder erwarten wir widrige Winde, dann bringen wir noch einen zweiten Heckanker aus oder legen unser Boot mit Landleinen fest. Das ist immer etwas mehr Aktion, aber dafür haben wir die Gewähr, dass wir sicher liegen.
Wir sind schon gespannt, was uns in nächster Zeit erwartet. Auf Sardinien und auch den Balearen gibt es wunderschöne Ankerplätze, allerdings wird es dort ab Mitte Juli bis Ende August auch recht voll sein. Wir werden es sehen.

So, nun möchten wir euch nicht mehr von eurem Leben abhalten. Bei uns gibt es heute ein Abschiedsessen unserer Bootsnachbarn beim Pizzabäcker .
Alles Liebe von
Cornelia und Stephan

2 Kommentare

  1. Klaus

    http://www.zygrib.de ist nicht korrekt !!
    http://www.zygrib.org dürfte stimmen
    Weiterhin viel Spaß wünscht Klaus

  2. Nela

    Hallo Klaus,
    danke für die Korrektur. Zygrib kennen natürlich die Segler, denn das Herunterladen und Verwenden bedürfte nochmals einer genauen Erklärung. Aber die Wetterdaten sind klasse und vor allem können diese ja dann auch abgespeichert und auch ohne Internetanschluss nochmals nachgeschaut werden. Das finden wir gut.
    Herzliche Grüße – noch aus Licata von
    Cornelia

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