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Wieder alleine unterwegs

Frühstück - Kochbanane - Spiegelei und ChacaIch hatte genug…  …vom vielen und guten Essen, von den vielen Bieren, die ich so gerne trinke, vom vielen Reden (na ja, so viel war das sicherlich nicht, wenn man Nela fragen würde).  Aber ich freute mich wieder auf einen schönen Segelschlag in Richtung Ilha Bella. Nachdem ich Nela zum Busbahnhof gebracht hatte, ging ich erst mal wieder essen… Schließlich muss ich mich langsam entwöhnen. 🙂 Dann sah ich, wie sich die Palmwedel im Wind bewegten und dachte mir: das reicht mir für ein paar Knoten in Richtung Ilha Bella. Ich machte mich also auf zum Boot. Die Einladung zum Abendessen bei einem Deutschen, den ich kurz vorher in einem Werkzeugladen bekam, hakte ich ab.  Ich hatte das Gefühl, endlich wieder weitersegeln zu müssen. Ich habe in der Zeit von Nelas Besuch bestimmt  3 Kilo zugenommen. Die werden aber bald wieder abgenommen sein.
Bis das Boot klar zum Ablegen war, verging natürlich noch eine Zeit, und als ich dann los wollte, war natürlich mal wieder kein Wind da.

Ich wollte aber hart zu mir sein und segeln. Nach 2 Stunden war ich ungefähr 500 Meter weit gekommen. Super! Da verließ mich dann auch meine Engelsgeduld und ich warf den Motor an. Es war mittlerweile dunkel und die Fischer wurden aktiv. Ich mag se ja gerne die Fischer, aber nicht nachts, wenn sie auf meinem Kurs sind. Und so hatte ich auch wieder einige Adrenalinstöße, als mich Fischer anblinkten und ich ihr lautes Gefluche hörte. Dann weiß ich immer nicht, wo ihre Netze liegen und ob ich mir eventuell ein Netz um meinen Propeller wickeln könnte. Das ist nämlich so ungefähr das Letzte was ich nachts brauche. Wenn dann noch der Fischer in der Nähe ist, und auf mich zugeschossen kommt ( ich bin ja manöverierunfähig, weil mir das Netz, dass sich um die Propellerwelle gewickelt hat, den Motor abgewürgt hat) , dann kommt es auf seine Wut und sein Temprament an, ob er mir eins auf die Fresse haut oder nur Geld will.
Aber Glück gehabt, kein Netz gefangen.

Als ich dann so richtig müde war, wollte ich mir gerne ein Ankerplätzchen in einer Bucht suchen. So gegen 23:00 fand ich das dann auch. Es war etwas eng, weil das anscheinend ein Fischerdorf war. Viele große und kleine Boote lagen da recht dicht bei einander. Ich habe mich also dazwischen geklemmt. Als ich nachts mal pinkeln ging, sah ich allerdings, dass ich fast auf Tuchfühlung mit einem großen Kahn gekommen war. Also schnell Anker auf und raus aus der Bucht.
Noch 2 Stunden, dann ging endlich die Sonne wieder auf. Das ist eine ungeheuere Erleichterung, wenn man dann die ganze Umgebung und die Boote sieht.

Ich hab dann mal den Motor ausgeschaltet, mich treiben lassen und einen Kaffee gekocht. Zum Frühstück gab es 2 kleine, sehr lecker schmeckende Bananen. Die nächste Mahlzeit gab es dann abends in der Ankerbucht, in der ich jetzt liege. Es gab Calamari von vorgestern mit frischen Spaghetti und einer halben Flasche Rotwein. Köstlich!
Das hat wieder für fast 2 Tage ansterengende Fahrt entschädigt.  In der Zeit ist Nela mit dem Bus nach Rio de Janeiro gefahren und mit dem Flieger nach Deutschland geflogen. Ich habe ihr eine SMS geschickt, nachdem ich geankert hatte und das Boot wieder klar gemacht hatte. Da lag sie schon in ihrem Bett in Esslingen und ich war ca. 50 Seemeilen von Paraty weiter… Irre, oder?

Mittlerweile ist der Vollmond aufgegangen, ich habe aus der kleinen, feinen Musikanlage, die mir meine Söhne vor ein paar Jahren geschenkt haben, die CD „dark side of the moon“ schön laut gehört und genieße das Geräusch der Brandung, das leichte Schaukeln und das Leben im Allgemeinen.
Ich wünsche euch auch, dass ihr euer Leben so genießen möget und sage Pfiertie (Lautschrift aus dem Bayrischen, ich weiß nicht wie man das schreibt. Mein Schwiegervater meint aber, dass ich mich immer so verabschieden sollte, seit ich Bayer bin 🙂

Vielleicht noch eine kleine Anmerkung, warum ich die Fahrt als anstrengend bezeichnet habe: Ich habe ja leider keinen elektrischen Autopiloten, den ich bei Motorfahrt einsetzen könnte. Die Windfahne steuert ja nur wie ein Autopilot, wenn ich segele. So musste ich also die ganze Zeit an der Pinne stehen. Und wirklich stehen, weil ich so besser das ganze Seegebiet sehen kann. Und das waren ca. 20 Stunden. Aber ich bin ja noch jung. Da steckt man das weg! 🙂

Liebe Grüße von

dem Stephan

Position: Ilha Anchieta
23° 32 S, 045° 04 W

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