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Nach Ushuaia, Tag 6

Wir laufen so gaanz langsam auf die Falklandinseln zu. Nur noch 150 Seemeilen, im Gegensatz zu den ca. 350 Seemeilen bis Bahía Thetis, kurz vor dem Estrecho de Le Maire, wo ich ja nun mal hinwill.
Wir eiern mit einem Knoten Fahrt durch eine graue See, ohne Wellen. Es ist dunstig, aber mit 19°C recht warm. Und so sitze ich mal wieder mit Nelas Kindle im Salon, lese und warte auf Wind. (PS: ich habe ihm die Trilogie von Ken Follet empfohlen: „Die Jahrhundert-Trilogie“, genau das Richtige für lange Segelreisen. Der Wind wird, wenn der Wetterbericht stimmt, in der Nacht zurückkommen. Auch wird die Windrichtung dann von hinten sein. Hoffentlich kann ich dann mal wieder einigermaßen Kurs auf mein Ziel halten.
Das Schöne an der wind- und wellenlosen Zeit ist, dass die Bewegungen an Bord sehr angenehm sind. Ich konnte so z.B. meine Erbsensuppe Teil 3 essen, ohne Angst zu haben, dass der Teller gleich vom Tisch gefegt wird. Alles ist entspannt und ruhig. So habe ich mir die „Roaring Forties“, wie dieser meist sehr windige Breitengradbereich genannt wird, nun wirklich nicht vorgestellt. Bald habe ich ja sogar den 50. Breitengrad erreicht, wo es sogar noch etwas doller zur Sache gehen sollte. Aber es kann ja noch kommen, die Fahrt ist ja lange noch nicht zu Ende.
Aber mein Text ist zu Ende.
Ich melde mich morgen wieder mit dem Neuesten von Bord der Chenoa.
Ganz herzlich grüßt der Stephan

Ja und hier meldet sich Nela, Stephans Frau im Backend – wie das so heißt in der digitalisierten Welt. Was Stephan noch nicht weiß ist, dass seine Mama heute gestorben ist. Mit 93 Jahren ist sie eingeschlafen. Stephan hat es nicht mehr geschafft, sie noch lebend zu sehen. So werde ich zusammen mit seinem Bruder und seiner Frau alles vorbereiten, bis Stephan dann zur Beerdigung kommt. Eine Boje ist schon reserviert für ihn in Ushuahia, die TO-Stützpunktleiterin wird ihn empfangen und dann wird Stephan nach Deutschland fliegen. Tja, mein Flug nach Ushuahia habe ich storniert, auch wenn ich gerne mit Stephan ein bisschen Patagonien unsicher gemacht hätte. Aber so ist das Leben.

Position am 22.11.2016 um 16:00 Uhr 49° 10′ Süd und 063° 50 ‚ West

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