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Leben in einer Baustelle

Die zweite Lage unterm Kiel wird aufgebracht.Kusadasi – Um uns herum wird gehämmert, geschliffen, gebohrt, poliert, gemalt – Motoryachten, Güllets, Segelyachten – alle wollen zum Frühlingsanfang und Saisonbeginn fertig werden und wieder zurück ins Wasser. Ein unsäglicher Lärm ist um uns rum, Feinstaub liegt in der Luft und legt sich auf alles nieder. Es riecht nach Diesel und Farbe. Wir sind mittendrin, denn auch wir wollen los. Unsere Chenoa ist nun endlich wieder mit einem neuen Unterbodenschutz versehen. Davor hatten wir aber noch eine weitere Arbeit zu tun, die wir erst nach der ersten Farbschicht der Malarbeiten feststellten.
Wir hatten ein klitzekleines, stecknadelgroßes Leck im Boot. Festgestellt hatten wir es dadurch, dass im Bereich der Schweißnaht am Kiel ein kleines Rinnsal nach dem ersten Farbanstrich entstand. Das konnte und durfte eigentlich nicht sein. Und es roch nach Diesel. Nanu! Stephan ging der Sache nach. Er fand ein winziges kleines stecknadelgroßes Löchlein. Mit dem bloßen Auge kaum zu erkennen. Wischt man mit dem Finger über das Löchlein, dann entsteht erst eine kleine Blase, die dann zerplatzt und dann bildet sich wieder ein Tröpfchen. Er stellte fest, dass dieses kleine Loch an der Schweißnaht am Dieselfilter war. Super! Zum Glück ist hier in der Werft ein Mechaniker, der auch Aluminium schweißen kann. Er kam auch sofort mit seinen Leuten und los ging es. Wir beobachteten im Schiffsinneren, mit Feuerlöschern und Löschdecke bewaffnet, ob nicht ein Funke nach oben sprühte. Dann war Ruhe und besorgte Gesichter. Das Loch konnte nicht von unten geschweißt werden, da immer wieder ein neues Tröpfchen von oben nachgedrückt wird, sprich man kann kein Loch schweißen aus dem Diesel tropft. Einzige Möglichkeit, dies zu schweißen war, den Dieseltank zu leeren. Für mich ein Buch mit Sieben Siegeln und undenkbar, aber Mechaniker wissen halt, was zu tun ist. Wir besorgten alte Wasserflaschen und Kanister, die Pumpe vom Mechaniker wurde angeschlossen und los ging es. Armin, Susanne, Traudl und Sepp halfen mit und bald hatten wir unseren vollen mit 400 Litern versehenen Tank in den Flaschen. Stephan musste nun kopfüber in den Tank und ihn trockenlegen. Eine schlimme Arbeit. In der Zwischenzeit strich ich um das Boot. Zwei Schichten hatte ich schon am Donnerstag bis nachts um 21 Uhr gestrichen, am Freitag, als wir das Malheur mit dem Löchle bemerkten nochmals zwei Schichten – nur der Kiel wurde noch ausgespart, damit dort die Schweißarbeiten gemacht werden konnten. Alles lief unter Zeitdruck, denn es ist eine Regenperiode ab Samstag angesagt und damit unsere Farbe auch trocknen kann, brauchten wir 24 Stunden regenfrei.

Am Samstagmorgen kamen die Schweißer noch einmal. Wir waren sehr angespannt, ob nun die Reparatur gelingen würde. Es hat funktioniert.Ein dicker Aluminiumbobbel ziert nun die Schweißnaht. Nun konnten wir unseren Tank wieder befüllen, die Pumpe lief also wieder und brachte 400 Liter Diesel nach oben in den Tank, der unter dem Tisch im Salon seine Öffnung hat. Nachdem Stephan die neuen Schweißnahtstellen nochmals geschliffen hatte, konnten wir uns den letzten Streicharbeiten widmen. Stephan übernahm den letzten so kräfteraubenden Anstrich im Kielbereich. Pünktlich zum Sonnenuntergang um 18 Uhr schwankten wir erschöpft zu den Duschen. Nach ein paar Nudeln mit angerührter Trockenpesto fielen wir todmüde ins Bett. Das Schlimmstewar nun geschafft. Und wir hatten sogar Glück. Der am Samstag schon angekündigte Regen fiel aus. Sonst hätten wir nicht alles erledigen können und unsere Planung wäre ziemlich durcheinandergeraten. Außer Unterboden und Leckbeseitigung wurde auch unser neuer Yanmar-Motor gewartet, der Schleppgenerator wurde am Heck angebracht. Unser Fortress-Anker hat nun einen Platz am Heck erhalten und unsere Backskisten sind nun abschließbar.

Heute am Sonntagfrüh hat es dann geregnet. Es regnete und hagelte heftig, es donnerte und blitzte an diesem Morgen. Aber wir haben es geschafft. Das Boot hat 24 Stunden austrocknen können, das Loch ist dicht und wir können uns heute am Sonntag erholen. Die ganze Werft ist still. Nicht weil es Sonntag ist, denn eigentlich wird in dieser Zeit vor Frühlingsstart durchgearbeitet. Aber bei Regen können die Arbeiter nicht weitermachen, denn die ganzen Tätigkeiten können nur im Trockenen ausgeführt werden. So genießen wir die Ruhe und trinken Kaffee und machen Pläne, was in der nächsten Woche noch zu tun ist, wenn wir wieder im Wasser sind. Ich kann mal wieder einen Blogeintrag schreiben und Stephan darf seine Erkältung endlich auskurieren. Das war auch dringend notwendig. Mal sehen, ob das Zwiebelsaftrezept von meiner Schwester hilft.

Alles Liebe, bis bald

Nela

Wetter: Außentemperatur 21 Grad, Innentemperatur beim Kochen eines Linseneintopfs 22 Grad, im Moment ohne Regen, HImmel grau in grau, kein Wind

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