Isla Cabrera – Balearen – Spanien / Seit 65 Jahren gibt es auf der Ziegeninsel, Isla Cabrera, keine Ziegen mehr. Auf der Isla Conejo – also auf der Kanincheninsel – gibt es auch keine Kaninchen mehr. Die letzte Ziege wurde 1950 geschlachtet, nachdem die Ziegen alle grünen Knospen und Büschel abgefressen haben, die sie auf der Insel noch finden konnten. Deshalb beschloss die spanische Regierung, die Ziegen von der Insel zu entfernen und die Insel wieder aufzuforsten. Die Franzosen unter Napoleon hatten im 19. Jahrhundert gute Arbeit geleistet, indem sie gerade mal ein paar Pinienbäume haben stehen lassen und das ganze Holz verbraucht hatten. Nun stehen schon wieder rund 1000 Pinien und die Insel ist wieder bewachsen. Seit 1991 ist es eines von zwei Naturschutzgebieten in Spanien, die unter ganz besonderem Schutz stehen. Das zweite Gebiet befindet sich in Gallizien „El Pico“. Ein Naturschutz“beamter“ führte uns drei Stunden am Abend durch die Insel, die ansonsten nicht alleine begangen werden darf. Wegen Brandgefahr, wie wir erfahren. „Sonst würde schon an einem Tag irgendwo ein Brandherd wegen einer achtlos weggeworfenen Zigarette entstehen“, sagte Ineki, unser Führer. Die Insel war schon immer ein begehrter Platz für die Seefahrer und natürlich auch für das Militär. Auch heute noch ist das Militär hier ansässig, aber nicht um Übungen zu machen. Aber immerhin, wir sind an der Außengrenze von Europa.
Bei der Wanderung, die um 18 Uhr abends begann, weil es am Tag rund 40 Grad Celsius und mehr hatte, erfuhren wir viel über die Geschichte, über Flora und Fauna. So ist die schwarze kleine Eidechse nur hier zu bestaunen. Zugvögel kommen hierher und nisten oder überwintern, es gibt den bedrohten Fischadler und die bedrohte Korallenmöwe. Einst dienten die Felsenbuchten Piraten als Unterschlupf. Die Festung stammt aus dem 14. Jahrhundert . An ihren Wänden erinnrn in den Stein gekratzte Inschriften französischer Soldaten an eine Tragödie. 1808 wurden 9000 Franzosen nach Cabrera verbannt und praktisch sich selbst überlassen. Als man sie sechs Jahre später freiließ, hatten Hunger und Krankheiten fast einem Drittel das Leben gekostet. Man will sich gar nicht ausmalen, wie das war. So hat jede schöne Seite auch einen dunklen Fleck.
Mit dem Schiff darf man die Insel nur mit Voranmeldung besuchen und bekommt dann eine Bojenreservierung. Die gilt für zwei Nächte. Wir liegen wirklich traumhaft bei sehr ruhigem Wetter in dieser Bucht, die tief in die Insel einschneidet – fast wie in einem See. Wenn ich morgens ins Wasser springe, tauche ich in türkisblaues klares Wasser ein. Die Fische schwimmen um mich herum, wir schnorcheln an das steinige Ufer. Dort liegen orangene Seesterne, wir schwimmen durch Fischschwärme mit kleinen blauen Fischchen, größere Fische mit bunten Mäulern kommen auf uns zu.
Auf der Fahrt von Mallorca nach Cabrera schwamm sogar ein kleiner Wal eine Weile mit uns mit. Die Fahrt war sehr schön, wenngleich die Hitze auch uns etwas lähmt. Auf dem Wasser und im Schatten der Segel ist es dann einigermassen erträglich. Pünktlich um 17 Uhr kamen wir dann auch im Hafen an, denn ab da durften wir an die Boje gehen.
Ungern verlassen wir diese schöne Insel. Die zwei Tage waren sehr erholsam, aber auch abwechslungsreich. Wandern an Land, schwimmen, was leckeres kochen – heute morgen gab es sogar frisch gebackenes Brot aus der Pfanne mangels eines Bäckers hier auf der Insel. Es ist Ruhe pur und trotzdem ist man noch in der Zivilisation – so würde es mir immer gut gefallen.
Heute Abend werden wir uns von der Boje lösen und unseren Kurs nach Ibiza und Formentera anlegen. Da werden wir dann am nächsten Tag – nach rund 70 bis 80 Seemeilen – sein.
Ihr fragt euch sicher. Wie machen die das eigentlich mit Waschen, Spülen, Putzen, Wasser, Kochen etc.: Wir brauchen im Moment sehr wenig zum Leben. Auf dem Boot sind wir entweder nackig oder im Bikini bzw. Badehose. An Land ziehen wir dann unser im Moment gebrauchtes T-Shirt an und eine kurze Hose bzw. Rock. Da wir jeden Tag mehrere Male ins Wasser hüpfen, wäre es eine Verschwendung, uns jedes Mal abzuduschen. Deshalb riechen wir nach Meer, aber nicht nach Iltis, denn wir sind immer gut erfrischt – auch wenn die Haare ein bisschen wie bei Pummuckel nach oben stehen. Unser Geschirr waschen wir mit Salzwasser zuerst vor, dann mit einem winzigen Strahl Brauchwasser nach. Wenn wir segeln, machen wir den Wassermacher an, der uns dann neues Wasser produziert, rund 8 Liter in der Stunde. Das reicht dann auch wieder für die nächsten Tage – unser Tank hat aber 360 Liter Kapazität, wir sitzen also noch lange nicht auf dem Trockenen, möchten ihn aber auch nicht bis zum letzten Tropfen ausschöpfen. Zudem haben wir noch einen 150-Liter-Trinkwassertank für unser Koch- und Trinkwasser. In unserem Vorratslager ist alles vorhanden für leckere Gerichte. Noch haben wir vier Gläser selbsteingemachten Thunfisch aus eigenem Schlachtung, wir haben jede Menge Nudeln und Trockenfrüchte (Linsen, Kichererbsen, Bohnen), frische Tomaten, Gurken, Zwiebel, Knoblauch, Chili, ein großes Stück Käse und ein großes Stück Salchicha, Honig, Erdbeermarmelade, Äpfel, Orangen, Bananen, Melonen – und wenn uns die Gier mal nach etwas ganz ungesundem überkommt, so holen wir die saure Apfelringtüte oder Coca-Cola-Sweeties heraus. Das muss dann am Abend auch mal reichen. Und auf ein kaltes Bierchen oder einen kalten Saft müssen wir auch nicht verzichten – alles steht im Kühlschrank bereit.
Es grüßt euch ganz herzlich
Cornelia und Stephan