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Geschichte in vier Kapiteln

Cartagena wir kommen.Cartagena – Spanien / Beim Segeln sind die Stimmungen sehr unterschiedlich. Wie dicht Hoch und Tief beieinanderliegen, sei hier beschrieben:

1. Wir ziehen den Anker aus der Badewanne Formenteras. Vor dem Städtchen und Hafen Port de Sabrina gibt es einen riesigen Sandstrand mit Dünen. Dort ankern sicherlich hundert und mehr Segel- und Motorboote, von klein bis riesengroß. Der Wind ist gleichmässig, das Wasser türkisblau und glasklar – reinste Karibik. Doch der Verkehr ist gewaltig, Motorboote schießen vor uns durch und bringen Schwell, daneben wird geankert, Anker wieder hochgezogen, der nächste kommt etc. Wir freuen uns, hier Segelfreunde aus Licata nochmals zu sehen und bringen zum Abendessen fangfrischen Thunfisch mit. Sashimi satt gibt es zum Nachtisch, eisgekühlt mit Wasabi und Sojasoße. Lecker. Wir sind jedoch froh, am Samstagmorgen weiter zu fahren und lassen deshalb auch die schönsten Buchten Ibizas aus, denn auch diese sind nun voll. Nicht unser Fall. Der Wind ist gut und stetig aus Südost, so dass wir den Kurs auf der Windfahne anlegen und die nächsten 70 Seemeilen nicht ändern müssen. Es ist gemütliches Segeln mit 4 bis 5 Knoten, der Wind kommt von hinten (achtern) und schiebt uns gen Westen. Die Stimmung ist gut.

2. Gegen Abend wird der Wind weniger. Die erste Nachtwache habe ich, es geht gerade so, die zweite Nachtwache hat Stephan, der Wind schläft ein. Es geht kein Lüftchen mehr. Wir sind durch das Verkehrstrennungsgebiet (das ist wie auf einer Straße, auf der die Schiffe in einem bestimmten Kurs in die eine und die andere Richtung fahren müssen) durchgezogen. Es sieht aus, als ob die Schiffe an einer Schnur gezogen durchfahren, ein Schiff nach dem anderen – ganz geregelt. Das ist gut so, denn so weiß man genau, wo die großen Pötte fahren und wir müssen keine Angst haben, dass uns einer zu nahe kommt. Rasch haben wir das Verkehrstrennungsgebiet durchquert und schon ist man wieder auf der sicheren Seite – naja rasch, da ging es nur noch mit 1 bis 2 kn/h (= 1,84 bzw. 3,64 km/h – also Kriechtempo) voran. Ich wurde wieder aufgeregt, denn gerne hätte ich dieses Gebiet schnell hinter mich gebracht. aber es waren in der Zeit auch keine Containerschiffe zu sehen Ist also alles gut gegangen. Um 4 Uhr morgens beschlossen wir, nicht Richtung Cartagena zu motoren sondern einfach zu pennen. Ich habe wieder Nachtwache gehalten, Stephan hat geschlafen, er muss fit sein beim Hafenmanöver. So brauchten wir für die 150 Seemeilen rund 48 Stunden, kein sonderlich gutes Etmal, aber was soll’s. Die letzten Meilen waren für mich wieder sehr nervenaufreibend, denn irgendwann möchte ich ankommen und hier die Segel bei gerademal 5 Knoten Wind zu setzen, um sie dann wieder runterzunehmen, macht mich schon etwas grätig am Morgen. Der Captain hatte dann ein Einsehen und warf dann doch um 7 Uhr morgens den Motor an. Es war gut, dass wir nicht vorher fuhren, denn als wir am Festland waren, gab es dort viele Fischer und Fischernetze. Bei Nacht dort reinzufahren ist sicherlich kein Spaß. So motorten wir die letzten 10 Seemeilen in 2 Stunden und waren um 10 Uhr am Hafeneingang. Die Stimmung wird allmählich wieder besser.
3. Ohje, es empfingen uns Öltanks und Schornsteine, dann ein großer Hafen, Militärhafen, Fischerhafen und dann der Blick auf die Marina. Siehe da, sie sieht ganz freundlich aus. Wir legten zuerst einmal irgendwo in der Marina an (das haben wir inzwischen gelernt), denn auf dem UKW-Kanal antwortete niemand. Aber natürlich kam gleich jemand zum Steg – und zeigte uns unseren richtigen Platz. Ein sehr schöner geschützter Platz an einem „Finger“, d.h. wir liegen längs an und können richtig schön vom Boot runtersteigen. Zuerst einmal war duschen angesagt. Herrlich! Dann gingen wir ins Marinabüro, wo wir freundlich aufgenommen wurden. Wir werden hier sicherlich einen Monat bleiben. Dann ging es in die Stadt. Wir laufen gerade mal 5 bis 10 Minuten und sind in einer herrlichen Altstadt. Ein absolutes Juwel. Was es dort alles gibt, werde ich in einem späteren Blog berichten. Am Abend kommen wir zurück auf das Boot. Die Skyline von unserem Cockpit ist toll, vor allem das Gebäude, das vor uns steht. Buchten und Ankerplätze sind wunderschön, doch es tut gut, unter Menschen zu sein, andere Menschen zu sprechen und zu hören und eine Stadt zu erleben, die alles andere als „nur“ touristisch ist. Eine Stadt, in der gelebt und gearbeitet wird, die aber auch stolz auf seine Geschichte ist. Diese werde ich hier nicht erzählen, denn dazu gibt es ja Wikipedia. Ich schlafe unruhig, denn ich habe immer noch das Gefühl, an einem Ankerplatz zu sein. Es ist nicht ganz einfach, sich umzustellen und da ist dann noch die Entscheidung, die wir hier treffen müssen, wie es weitergeht. Dieser Knoten ist noch nicht gelöst.

Die Stimmung schwankt.
4. Heute hatte Stephan wieder einiges zu tun: die Ursache eines kleinen Rinnsals in der Bilge wurde gefunden. Der Boiler brauchte einen neuen Heizstab, dieser war völlig hinüber. Der Wassermacher wurde vorübergehend eingepickelt, denn bis wir wieder auf dem Meer sind, dauert es ja noch eine Weile. Ich habe heute zwei Waschmaschinen voll mit Wäsche gewaschen und aufgehängt, gestern schon mal wieder die Küche poliert und unsere Kojen wieder zum Duften gebracht. Morgen ist dann noch das Badezimmer und der Boden zur Grundsäuberung dran. Und vielleicht auch mal ein Museumsbesuch?
Das sind also die Hochs und Tiefs einer Seglerin. Unverständlich: scheint doch die Sonne (ab 8 Uhr bis 21 Uhr abends rund 30 bis 40 Grad) und es ist warm und immer Urlaub, oder?
Es grüßt euch ganz herzlich
Nela

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