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Lehren, die man so macht

80 Centimeter lang und ca 10 kg schwerPorto de la Sabrina – Formentera – Balearen / Nach 2 phantastischen Tagen auf Cabrera mussten wir das schöne Bojenfeld vor 17 Uhr verlassen. Der Wind hatte aufgefrischt, so standen ca. 20 Knoten Wind vom Land aus der Bucht heraus. Wir setzten noch in der Bucht Groß und Fock und ließen uns aufs Meer hinaustreiben. Die Einfahrt in die Bucht war recht eng und von ca. 100 Meter hohen Bergen gesäumt. Mitten in der Enge war der Wind plötzlich weg. Und dann kam er auf einmal aus der anderen Richtung und mein Großbaum knallte herum. Sowas nennt man Patenthalse und sollte unbedingt vermieden werden. Von einem derartig unkontrolliert herumschlagenden Baum sind schon Menschen, die sich unglücklicherweise im Schwingbereich des Großbaumes befunden haben, über Bord geworfen oder schwer verletzt worden. Auch Schäden am Rigg sind in diesen Fällen häufig. Glücklicherweise ist uns nichts passiert, und ich habe meine Lehre ohne Lehrgeld zahlen zu müssen, machen dürfen. Ich werde also in einer ähnlichen Situation entweder ohne Segel aus so einer bergbestandenen Bucht fahren oder gleich den Bullenstander (Leine zum Festsetzen des Großbaumes) befestigen.

Den Rest des Segeltages, den wir fast ausschließlich mit achterlichem Wind fuhren, war dann der Bullenstander gesetzt. Cabrera lag nun in unserem Kielwasser und wurde hinter uns kleiner. Wir hatten schönen Wind von achtern bis etwas über 30 Knoten, die Welle war erträglich und das Segeln machte unglaublich viel Spaß. Wir wollten Freunde aus Namibia besuchen, die mit ihrem Katamaran vor Formentera lagen. So namen wir Kurs auf die Insel und rechneten für die ca. 80 Seemeilen ungefähr mit einer Ankunft am nächsten Vormittag, wenn der Wind denn so schön bliebe. Cornelia hob das Angelverbot auf und wir dachten, dass es doch ganz nett wäre, Constanze und Arndt einen Fisch mitzubringen. Also raus mit dem Tintenfischköder, der an unserer Angelrolle festgemacht ist. Nach ca. 2 Stunden knarrte die Rolle los. Wir hatten zwischen 6 und 8 Knoten Fahrt durchs Wasser und eigentlich ist das etwas zu schnell für eine Schleppangel. Aber der Tunfisch war wohl etwas blöd und hat nicht daran gedacht, dass Tintenfische nicht 8 Knoten schnell schwimmen können. Und so machte er eine Lehre, die im Gegensatz zu meiner Lehre einen tödlichen Ausgang nahm. Ich kurbelte den ca. 10 Kilo Brocken ans Boot, holte ihn mit dem Gaff aus dem Wasser und legte ihn zum Schlachten ins Cockpit. Auch Cornelia hatte bei unserem ersten Fischfang gelernt und so räumte sie alles, was sich aus dem Cockpit herausräumen ließ, weg. Nach dem Blutbad konnten wir so das Cockpit mit ein paar Eimern Seewasser wieder recht schnell sauber schrubben. Wir zerlegten den Fisch in handliche Portionen und packten ihn in den Kühlschrank. Die Bierdosen mussten zu dem Zweck Platz machen. Vor Sonnenuntergang war alles aufgeräumt und wir konnten uns auf die Nacht vorbereiten. Cornelia hatte die erste Freiwache und ich saß noch bis 1:00 Uhr im Cockpit und genoß den warmen Wind, den unglaublich schönen klaren Sternenhimmel und das fluoreszierende Kielwasser. Das Wasser war voller Quallen und ständig ließen wir nachleuchtende Flecken hinter uns. Bei Cornelias Wache zwischen 1 und 4 Uhr passierte nichts. Keine Schiffe, keine Fischernetze, einfach nur mit über 6 Knoten dahinsegeln. Auch bei meiner darauffolgenden Wache blieb alles ruhig. Die Windfahnensteuerung arbeitete. Armin, unser Schleppgenerator summte vor sich hin und lieferte guten Strom in die Batterien. Der Wassermacher pumpte mit dicken Backen und ich gnoß die schöne Zeit. Ich überlegte mir, was ich als nächsten Schritt mit dem Wassermacher anstellen könnte. Der zweite, erst vor einem Tag eingebaute Schalter hat auch schon wieder seinen Geist aufgegeben. Die Stromaufnahme des Elektromotors, der die Hochdruckpumpe antreibt, ist nämlich zu hoch und so verbrennen die Kontakte im Schalter. Ich werde in Cartagena die Keramikmembrane des Wassermachers wieder säubern und wenn das nichts hilft, die Membrane, ein über 1000,- Euro teures Teil erneuern müssen. Vorher werde ich noch die Stromaufnahme des Pumpenmotors ohne Last überprüfen. Eventuell ist ja auch der Pumpenmotor defekt. Ihr seht, die Arbeit geht nicht aus. So bleibt die Segelei nicht nur seglerisch sondern auch technisch anspruchsvoll und abwechslungsreich.

Eine Abwechslung der anderen und eher unangenehmen Art wird sein, dass ich mich in Cartagena nach einem Crewmitglied umsehen muss, weil mich ja Cornelia, wie sie ja schon in ihren Blogbeiträgen geschrieben hat, allein weiterziehen läßt. Ich bedauere diesen Schritt einerseits sehr, andererseits kann ich ihn nachvollziehen und bin ihr natürlich nicht böse, dass sie sich zu diesem Schritt, der ihr auch sehr schwer fiel, entschieden hat. Wenn Cornelia nicht mehr an Bord ist, werden die Blockeinträge sicher weniger und eher techniklastig werden, aber auch ich nehme mir vor, hin und wieder von Bord meiner geliebten CHENOA zu berichten.

Wir werden noch ein paar Tage hier auf Formentera bleiben und wenn der Wind wieder so gut passt, nach Cartagena weitersegeln.

Ganz herzlich grüßen Stephan und Cornelia

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