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Meine schönste Mittagspause

Klingt nach Schulaufsatz isses aber nicht. Das war heute Mittag wirklich phantastisch schön.
Aber nicht so schnell, ich habe ja noch gar nichts von gestern geschrieben. Da saß ich nämlich in einem Funkloch. Ich habe werder UKW-Funk hören können, noch konnte ich eine Funkverbindung über Sailmail bekommen. Es lag sicherlich an der kleinen Bucht, die ringsum von hohen Bergen umgeben war.

Wenn es nur etwas weniger regnen würde… Als mal für kurze Zeit die Sonne rauskam, hatte ich mir gleich meinen Fotoapparat geschnappt, um ein paar Bilder aufzunehmen. Dann schnell noch eine kleine Runde mit Little Chenoa um die Bucht herum rudern und nach den großen Krebsen Ausschau halten und dann fängt es schon wieder an zu regnen. Aber es hilft kein Meckern, es geht weiter (auch ohne Krebse).

Um 10:00 Uhr habe ich die Landleine in der Caleta 5 Estrellas gelöst, den Anker hochgekurbelt und mich auf den Weg zu einem Gletscher, dem Seno Pia gemacht.Als ich den Beagle Kanal kreuzte, sah ich in ein paar Meilen Entfernung ein militärisches Schiff. Es dauert dann auch nicht lange, dass ich auf Funk angerufen wurde und mich zu erkennen geben musste. Name des Schiffes, woher, wohin, Rufzeichen, Flagge des Schiffes, meine Nationalität, wieviele Personen Besatzung, wieviele Passagiere? Nachdem ich alles wahrheitsgemäß beantwortet hatte, (und die Besatzung des Schiffes das natürlich mit ihren Unterlagen abgeglichen hatte) wünschte man mir eine gute Weiterfahrt.

Ich fuhr dann in einen nördlichen Seitenarm des Beagle Kanals in Richtung Seno Pia. Der Weg dorthin war sehr schön und die Eisbrocken, die im Wasser schwammen, wurden immer häufiger, je näher ich dem Gletscher kam. Und dann lag er vor mir. Ganz langsam, nur mit Leerlaufdrehzahl , fuhr ich durch die Eisbrocken ganz dicht an den Gletscher heran.  Es grollte und grummelte wie in einem Gewitter. Und dann brach auch ein richtig großes Stück ab und fiel donnernd und eine hohe Fontäne aufspritzend ins Wasser. Ich stand ca. 200 Meter von der Stelle entfernt, und Chenoa wurde schön von den Wellen,  die auf uns zukamen, durchgeschüttelt. Ich habe die Szene sogar im Film festhalten können. Na da hab ich doch mal richtig Schwein gehabt. 🙂

Und sogar die Sonne hat geschienen. Da hab ich meine zweite Portion Spaghetti  vom Vortag aufgewärmt und im Cockpit mit Blick auf Seno Pia direkt aus dem Topf genüsslich geschlemmt.
Für heute Abend habe ich mir dann noch ein kleines Stück Eis aus dem Wasser gefischt. Das wird gleich nachdem  ich diesen Text beendet habe, zu einem Cachasa on the Rocks verarbeitet. Cachasa ist ein brasilianischer Zuckerrohrschnaps, was Anderes habe ich nicht an Bord.
Hier liege ich nun in der Calta del Norte, ein paar Meilen südlich vom Seno Pia, vor Anker. Es regnet nicht, es bläst kaum Wind, es geht mir obergut.

Ich hoffe, euch geht es auch gut und grüße mal wieder ganz herzlich.
Euer Stephan

Meine Position am 22.1.2017 Caleta del Norte 54° 46′ Süd, 069° 41′ West

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