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Atlantiküberquerung Tag 8

Friedliches Dahineiern unter Genacker: Das ist jetzt aber positiv gemeint. Nach den letzten Tagen, wo wir ständig auf den Kompass glotzen mussten und die Pinne kaum aus der Hand lassen konnten, ist jetzt Ruhe eingekehrt, und die tut unglaublich gut. Die Schiffsbewegungen sind gemächlich, weil die Wellen niedrig sind und alles ist bestens. Ich habe phantastisch geschlafen und wurde vom Kaffeeduft geweckt.  Mittlerweile schwimmen 2 Tassen Kaffee in meinem Bauch und ich habe Zeit über den vergangenen Tag zu schreiben.Der Genacker ist für Nichtsegler ein großes, buntes Vorsegel. Der Name ist eine Mischung aus Genua und Spinacker. Die Genua ist ein kräftiges großes Vorsegel, der Spinacker ein leichtes Vorsegel mit noch größerer Segelfläche, was mit einem Spinackerbaum gefahren wird. Dieser Spinacker braucht sehr viel Aufmerksamkeit. Man muss ständig darauf achten, dass sich der Windwinkel nicht verändert. Der Genacker dagegen ist wie eine große Genua geschnitten, nur aus dem gleichen, leichten Stoff, wie der besagte Spinacker. Für den Genacker benötige ich keine Stange zum ausbaumen, ist also leichter zu handhaben.

Als ich nun gestern Nachmittag gerade Bernhard sagte, das ich froh wäre, einen Genacker an Bord zu haben, kam er wie zum Trotz von oben geflogen und fiel ins Wasser. Ich muss unglaublich blöd aus der Wäsche geguckt haben, als das Segel gen Wasser flog.

Die Ursache war schnell gefunden. Der Wirbel, der mit dem Fall nach oben gezogen wird, also der höchste Punkt des Segels, war gebrochen. Also erst mal Segel an Bord ziehen und das gebrochene Teil durch andere an Bord befindliche Schäkel und Wirbel ersetzen. Dann wieder alles in den Bergeschlauch einführen und hoch das Bein.

Die ganze Aktion hat ca. 1,5 Stunden gedauert und positiv gesehen hatten wir die besten Bedingungen für dieses Manöver. Es gab Tageslicht, der Wellengang war gering, der Wind schwach. Es hätte auch sehr viel ungemütlich sein können.

Und sonst so? Leider ist wieder sehr viel Kelb, diese Wasserpflanzen, unterwegs. Ich habe zwar meinen Angelköder draußen, muss ihn aber stündlich kontrollieren, ob wieder Kelb am Köder hängt. Wenn es schlimmer wird, hole ich die Angel ein und warte auf bessere Bedingungen.

Ich freue mich schon auf meine Dusche heute. Die letzten ca. 3 Tage habe ich nicht geduscht, immer die selben Klamotten getragen. Stinken noch nicht :-), aber heute muss es mal wieder sein. Die Dusche besteht aus ein paar Eimern Meerwasser-über-den-Kopf-schütten. Herrlich erfrischend! Und danach frische Klamotten. Früher habe ich noch mit Süßwasser nachgeduscht, das habe ich mittlerweile eingestellt. Das Süßwasser ist zu kostbar. Wir haben zu wenig Energie für den Wassermacher bei der langsamen Fahrt durchs Wasser, obwohl Armin, der Schleppgenerator im Dauereinsatz ist und sich redlich Mühe gibt, die Spannung im Bordnetz über 12 Volt zu halten.

An sonsten gibt’s nicht viel mehr von Bord zu berichten. Alles jut, alles geschmeidig. Morgen hoffentlich wieder mehr.

Ganz herzlich grüßt mal wieder der Stephan

Unsere Position:
08° 42 Nord und 024° 12 West

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