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Atlantiküberquerung Tag 24

Zum Anfang gleich die traurige Nachricht…  Unser kleiner nächtlicher Passagier ist tot. Gestern Nacht kam er doch tatsächlich wieder angeflogen. Es schien ihn etwas unsicher zu machen, wo er heute landen sollte. Von seinem Stammplatz hatte Bernhard ihn ja in der letzten Nacht aus Versehen verscheucht, und sein neuer Platz schien ihm nicht so gut gefallen zu haben. Also suchte er noch etwas und flog hin und her und… in den Rotor des Windgenerators. Innerlich rief ich ihm vorher noch zu: „Pass auf den Scheißrotor auf!“ Aber er hätte sowieso kein Deutsch verstanden, und so habe ich es für mich behalten. Als er den schnell drehenden Rotorflügeln zu nahe kam, machte es einen lauten Knall, und der Ärmste wurde ins Wasser geschleudert. Hoffentlich ist er wenigstens gleich mit dem Kopf in den Rotor gekommen und hat davon nichts mehr mitbekommen.
Eine Minute vorher hatte ich mich noch stimmungsmäßig im Himmel gefühlt bei sternenklarem Himmel und der Lichterkette am westlichen Horizont, die von den Siedlungen am Festland kommen. Jetzt Stimmungsabsturz in den Keller.
Da findet uns dieser kleine Kerl nach 2 Tagen Unterbrechung mitten in der Nacht auf dem großen Atlantik wieder, obwohl ich ihm nicht gesagt habe, in welche Richtung wir segeln wollten. Er muss phantastische Sinne haben, die ihn 3 mal zu uns gelenkt hat. Aber leider hatte er keinen Sinn für die Gefahren der Zivilisation. Woher sollte er auch wissen, dass ein Zischen in der Luft Gefahr bedeutet?

Bald darauf kam dann ein Squall (rabenschwarze Schlechtwetterwolken) auf uns zu, duschte mich und schüttelte mich ordentlich durch, was mich vollkommen unbeeindruckt ließ. Die Trauer um meinen kleinen Freund steckte mir doch ganz schön in den Knochen.

Aber heute ist ein neuer Tag. Hoffentlich schließen wir bald wieder neue Freundschaften oder fangen wenigstens mal einen Fisch. 🙂

Robert und Iris von der Mari Luise können jetzt mit den 100 Seemeilen Countdown anfangen. Wenn alles gut geht, haben sie morgen noch bei Helligkeit ihr Anlegerbier im Bauch.

Für uns sind es noch knappe 300 Seemeilen bis Salvador. Bei gleichbleibendem Wind noch ca. 3 Tage.

Bis morgen denn…
Liebe Grüße von Bord der Chenoa von Bernhard und Stephan

Unsere Position:
09° 46 Süd und 035° 07 West um 14:00 UTC

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